Esmoraca,  am Jakobusfest 2011

Liebe Missionsfreunde

Das in einem Tal gelegene und von mineraladerhaltigen Bergen umgebene Esmoraca verzeichnet in der Regenzeit häufige Blitzeinschläge. Dreimal hat der Blitz aber auch im Pfarrkomplex eingeschlagen. Einen Volltreffer erhielt der 30 m hohe Radio- und TV-Turm. Trotz fachmännisch gelegter Blitzableiter bekamen im Radio- und TV-Studio einige elektrische Geräte einen Schlag ab und mußten zur Reparatur zum Techniker nach Uyuni geschickt werden. Ein weiterer Blitz schlug dann in die Abspannung meiner ebenfalls geerdeten Funkantenne ein und beendete zunächst den Internetzugang per Amateurfunk von Esmoraca aus. Überspannung hatte einen virtuellen Com-Port fürs Email-Modem auf meinem Notebook gelöscht.

Steine sammeln zum KirchenbauDerweil es draußen heftig stürmt und der sonst blaue Winterhimmel über Esmoraca vom aufgewirbelten Staub hellbraun verhangen ist, will ich mit meinem „winterlichen Sommerbrief“ beginnen - bei uns ist’s ja Winter, bei euch in Deutschland Sommer - und so wieder einmal von mir hören lassen. Ich hoffe, euch allen geht es soweit gut! Einige von euch werden sich ja auch im Urlaub erholt haben.

Zu den Gewalten der Natur: wenn es bei uns kräftig stürmt, blicke ich immer sorgenvoll zum Kirchendach sowie zu meiner 8 m hohen Amateurfunkantenne. Und auf der Fahrt nach Tupiza hat uns auf einem Höhenweg eine Sturmböe beinahe ‘mal den Toyota umgeworfen.

Apropos Winter; im Pfarrhaus von Esmoraca gibt es wie auch sonst in keinem der Häuser geheizte Räume. Mit zwei Pullovern, einem Parka, Skimütze und gelegentlich Handschuhen sitze ich in meinem Arbeitszimmer. Da bestaune ich immer wieder Kinder, die trotz der Kälte tagsüber mit nur einem T-Shirt bekleidet in der etwas wärmenden Sonne herumspringen. Trotz der Kälte stehen im Pfarrgarten meine aus Deutschland mitgebrachten Osterglocken in voller Blüte, allerdings erreichen sie auf 3.500 m Höhe nur die halbe Größe wie in Deutschland. Wegen der winterlichen Temperaturen werden bei uns in Bolivien oft die Winterferien verlängert, da die Klassenzimmer ebenfalls ungeheizt sind. Ja, und auch mein Canon-Drucker, „made in Vietnam“, muß derzeit oft erst ein paar Minuten mit dem elektrischen Heizöfelchen, mit welchem man sich die Füße wärmt, „aufgetaut“ werden.

Das Foto links oben zeigt, daß wir mit der Renovierung der Pfarrkirche von Esmoraca begonnen haben. Und da wir in der Mission mit finanziellen Mitteln nur spärlich ausgestattet sind, ist mit den Renovierungsarbeiten der Kirche keine Baufirma beauftragt, vielmehr müssen alle erwachsenen Gemeindemitglieder, ob Frau oder Mann, mit Hand anlegen. Dies hat zur positive Folge, daß so ein praktisches Projekt die Pfarrgemeinde auch zusammenwachsen läßt. Don Noel, meinem ehemaligen Katecheten aus Llicas Zeiten, kommt beim Ganzen eine zentrale Rolle zu. Als „Mädchen für alles“: Koch, Automechaniker, Zimmermann und Maurer koordiniert und begleitet er die Arbeiten, was mich von „Weltlichem“ entlastet.
In der ersten Phase müssen für den Bau von zehn Stützpfeilern an den Außenmauern der meterdicken Kirchenwände, die sich teils schon verformt haben, Steine und Sand herbeigekarrt werden. Das obliegt den Gemeindemitgliedern, der Transport wird von zwei am Ort ansäßigen Minen umsonst getätigt. Mit dem Hochziehen der Stützmauern soll Mitte August begonnen werden und da sind dann meine lieben Wohltäter in der Heimat mit von der Partie, denn aus meinem Spendentopf bei der Missionsprokur Knechtsteden bezahle ich zunächst einmal den Maurermeister mit Gehilfen. Bis Ende des Jahres dürfte dann aber auch ADVENIAT sein Scherflein bewilligt haben, so daß wir nach der Regenzeit im Frühjahr 2012 mit dem Dach weitermachen können. In der Regenzeit kann man draußen nicht viel arbeiten, genauso wenig in den harten Winterwochen von Juni bis Mitte August.
Bis es mit den Stützpfeilern los geht, verputzen wir zusammen mit einigen älteren Jungs, die sich so ihr Brot als junge Familienväter verdienen, die Außenwände des Pfarrhauses. Und im zweiten Pfarrhof werden neue Beete angelegt, wo Ende August Zwiebeln gepflanzt sowie Möhren, Rote Beete, Salat und Rettiche gesät werden. Eine liebe Spenderin schrieb mir ‘mal: „Sie haben, Herr Pater, ja immer ‘was zum Wurschteln“. In der Tat ist es in entlegenen und jahrzehntelang verwaisten Landpfarreien auf dem bolivianischen Hochland so.

Trotz des „Wurschtelns“ verbleibt mir aber noch genügend Zeit für die Seelsorge, was meine wichtigste Tätigkeit sein und bleiben soll. Dank häufiger Besuche in den zu Esmoraca und Talina gehörenden Dörfern entwickelt sich dort reges religiöses Leben, wozu dann auch Erstkommunionfeiern und Firmungen gehört. Meinen im Mai geplanten pastoralen Fußmarsch durch einige entlegene Bergdörfer von Sud Lipez, in Bonete Palca sollte das neu gebaute Kapellchen eingeweiht werden, mußte ich allerdings verschieben, nachdem mir eine verschleppte Sportverletzung einige Tage im Krankenhaus beschert hatte. Auf Esels Rücken, was man mir angeboten hatte, wollte ich die Strecke dann doch nicht zurücklegen. Inzwischen habe ich mir den Rat meines Arztes in La Paz zu Herzen genommen, daß die Füße zum Laufen und nicht zum Kicken da sind, besonders wenn man sich der 60 nähert.
Höhepunkt in meiner zweiten Pfarrei Talina ist immer die Feier der Geburt von Johannes des Täufers, das Pfarrfest Mitte Juni Höhepunkt in meiner zweiten Pfarrei Talina ist immer die Feier der Geburt von Johannes des Täufers, das Pfarrfest Mitte Juni also. Zu diesem kommen viele „Residentes“ auch aus Argentinien angereist. Am längsten waren die Pilger aus Mendoza unterwegs. Beim „Ricuchicu“ im Pfarrhof muß der Padre, wie das Foto rechts oben zeigt, dann immer einige Runden mit einem Schäflein auf dem Rücken tanzen. Selbiges Schäflein wird dann im Pfarrhaus verspeist. Talina, eine der ältesten Pfarreien im Süden Boliviens, wenn auch heute ein verlassenes „Kuhdorf“, ist eben reich an Traditionen. In der Karwoche sind die von den „Piadosos“, also wie die Ku-Klux-Klan gekleidet, begleiteten Prozession die Attraktion.

Vor den Winterferien wurde ich im Colegio von Esmoraca wie schon so oft offiziell zum „Padrino“ der Abitursklasse gekürt. Neun „Ahijados“, also „Patenkinder“ habe ich aufs Neue, die mich bis zum Lebensende dann immer „Padrino“ rufen. Unter ihnen ist auch die Tochter des hiesigen Pastors. Die kleinen evangelischen Freikirchen sind bei uns recht fundamentalistisch geprägt, so daß Ökumene wie in Deutschland eigentlich nicht möglich ist. Trotzdem verträgt man sich. Eine der Hauptaufgaben des Padrino ist es, die Abi-Fahrt zu begleiten und auch einen Teil der Kosten zu übernehmen. Vermutlich werde ich Mitte Oktober die neun Ahijados in meinen Pfarr-Toyota packen und sie mit zum Salar von Uyuni nehmen, wo wir auch einen Abstecher nach Llica und Tahua, wo ich 15 Jahre als Pfarrer wirkte, unternehmen wollen.

Ende November soll auch noch die Firmung in Esmoraca und Mojinete stattfinden, zu der der Bischof seinen Besuch zugesagt hat, trotz einer kleinen Zahl von Firmlingen. Ich denke, er will bei dieser Gelegenheit eben auch ‘mal sehen, wie die Arbeiten an der Pfarrkirche laufen.

Soviel der Neuigkeiten, liebe Freunde. Wie immer möchte ich allen ein HERZLICHES VERGELT’S GOTT sagen, die meine Missionsarbeit im entlegenen Esmoraca und Talina auch materiell unterstützen. So einiges an Geld verschlingen die permanenten Reparaturen am Pfarr-Toyota. Halbjährlich ist zudem meist Reifenwechsel angesagt, da scharfe Steine auf unseren holprigen Wegen besonders an den Hinterreifen ganze Gummistücke rausschneiden.

Für die Neugierigen, bzw. Wissensdurstigen unter euch: mein nächster Heimaturlaub steht September 2012 an, also, es wird bis zu einem Wiedersehen noch etwas dauern.

Politische Themen bleiben, auch wenn es einiges zu berichten gäbe, wie immer ausgeblendet, da meine Briefe ja bei euch ankommen sollen. Mit modernen Computerprogrammen kann ein mit dem PC geschriebener Brief gescannt und in Windeseile ins Spanische übersetzt werden … und da möchten damit beauftragte Herren natürlich nichts „Negatives“ lesen.

Nochmals mit "saludos cordiales" und in Dankbarkeit

Euer
P. Dietmar Krämer

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Ermoraca & Mojinete, gehören zur Diözese Potosí

Bischof Diözese Potosí

"Die Pfarreien “San Francisco de Asis” von Esmoraca und Mojinete, gehören zur Diözese Potosí in Bolivien, deren Bischof jetzt Monseñor Ricardo Centellas ist."

Missionsspenden

Neue Bankverbindung ab November 2016:
Missionsspenden: zugunsten einer vielseitigen und lebendigen Pfarrarbeit, sowie Instandsetzung bzw. Neubau verschiedener Kapellen. Missionsgesellschaft vom Heiligen Geist, Pax-Bank Köln Iban: DE29 3706 0193 0021 7330 32 BIC: GENODED1PAX Wichtig mit Vermerk für Padre Dietmar Krämer Bolivien. Sollte es mit der Spendenbescheinigung ‘mal nicht klappen, schickt Frau Bachfeld von der Missionsprokur, Tel.: 02133-869144 oder Email: bachfeld@spiritaner.de auf Anfrage dann die gewünschte Bescheinigung.